Der Campus für ältere Semester an der VHS
Es ist kein Geheimnis: Dessau-Roßlau wird in Medienberichten und Statistiken als eine der ältesten Städte Deutschlands und Europas bezeichnet. Nicht das Alter der Stadt selbst betreffend, sondern den Altersdurchschnitt ihrer Bewohner. Fast ein Drittel der Dessau-Roßlauer hat seinen 65. Geburtstag bereits hinter sich gelassen. Während Schlagworte wie „Überalterung“ schnell bei der Hand sind, gibt es in der Stadt Akteure, die diese Entwicklung auch als eine Chance begreifen. Die Chance, mit einem speziellen Bildungsprogramm gezielt auf ältere Menschen zuzugehen. Und damit nicht nur ihren persönlichen Lebensabend aktiv, informativ und unterhaltsam zu gestalten, sondern auch die Stadt insgesamt ein Stückchen lebenswerter zu machen.

Ein Gesprächsforum im Rahmen der Seniorenwoche 2017 gab den Anstoß zur Idee, an der Volkshochschule Dessau-Roßlau, kurz VHS, ein Bildungsprogramm ins Leben zu rufen, das sich an die ältere Generation richtet . Inspiriert durch das Seniorenkolleg an der TU Chemnitz und in enger Kooperation mit dem Dessau-Roßlauer ehrenamtlichen Seniorenbeauftragten wurde der „Seniorencampus“ gegründet, der im Frühjahrssemester 2018 erstmals zu zehn Vorträgen und fünf flankierenden Kursen einlud. Das Angebot fiel auf fruchtbaren Boden und auch die Volkshochschule erwies sich als idealer Ausrichter. Schließlich hatte die Bildungseinrichtung mit Sitz im Bürger-, Bildungs- und Freizeitzentrum in der Dessauer Erdmannsdorffstraße mit einem Besucheranteil von über 40 Prozent die Einwohner über 65 auch vorher schon fest im Blick.

„Die Erfahrungen aus unserem ersten Jahr haben gezeigt, dass viele Menschen Spaß am lebenslangen Lernen haben und ihre Zeit auch im Alter gut ausgeschöpft wissen möchten“, so Dr. Thomas Lundershausen, der Leiter der Volkshochschule. „Zudem tragen wir mit diesen Angeboten auch ein Stück weit dazu bei, der Vereinsamung von Senioren vorzubeugen.“ Tatsächlich gehörte der Seniorencampus im Jahr 2018 zu den besucherstärksten Veranstaltungen der VHS.
Breitgefächerte Vortragsthemen
Zu den Vortragsveranstaltungen kamen durchschnittlich 16,7 Interessierte, bei den Kursen wurden im Schnitt 10,9 Teilnehmer je Bildungsveranstaltung gezählt. Das dürfte auch im breit gefächerten Themenspektrum des Campus begründet sein. Geschichte, Kunst und Kultur, Theater, Literatur oder Gesundheit gehören ebenso dazu wie Rechtsfragen, moderne Medien oder Sprachen. So widmeten sich die Vorträge des Herbstsemesters 2019 beispielsweise dem Klimawandel, aber auch den Meisterwerken der Anhaltischen Gemäldegalerie, Fragen des Pflegerechts, der Geschichte der Buchkunst oder der Gesundheit unserer Lebensmittel. Auch viele regionale Themen stehen regelmäßig im Vordergrund.
Ebenso vielfältige Unterstützung des Seniorencampus
So vielfältig wie das Angebot ist auch das Feld der Partner und Unterstützer des Seniorencampus. Kooperiert wird unter anderem mit der Anhaltischen Landesbücherei, der Anhaltischen Gemäldegalerie, dem Anhaltischen Theater, der Evangelischen Landeskirche Anhalts, der Jüdischen Gemeinde, dem Stadtarchiv oder dem unter dem gemeinsamen Dach in der Erdmannsdorffstraße beheimateten Mehrgenerationenhaus. Letzteres sorgt bei den Vorträgen zudem für das besondere Etwas: Es werden Kaffee und Kuchen serviert, passend zur seniorenfreundlichen Nachmittagszeit der Veranstaltungen .
Zugangsvoraussetzungen:
Trotz seines Namens stehen die Vortragsangebote des Seniorencampus übrigens auch allen anderen Interessierten offen, eine Altersbegrenzung bzw. ein „Mindestalter“ gibt es nicht . Die Vorträge, die in der Regel zwei Unterrichtsstunden, also 90 Minuten , dauern, können sowohl einzeln gegen eine Gebühr von 6 Euro besucht werden (Stand Frühjahr 2022), als auch als komplette Vortragsreihe , für die vorab eine Gesamtgebühr von 42 Euro fällig wird. Voranmeldungen sind aber auch beim Besuch von Einzelveranstaltungen zu empfehlen – damit auch ausreichend Kuchen für alle Besucher vorhanden ist.
Auch ganze Kurse sind im Angebot auf dem Seniorencampus:
Die neben den Vorträgen angebotenen Kurse des Seniorencampus widmen sich spezifischen Bildungsthemen. Im Herbstsemester 2019 beispielsweise waren dies die Sprachen Englisch und Spanisch, die eher technischen Kurse Computer und Smartphone sowie ein altersgerechter Gymnastikkurs. Die speziell auf die Bedürfnisse und Leistungsfähigkeit von Senioren abgestimmten Kurse umfassen zwischen 2 und 18 Kurstagen, die regelmäßig vor- oder nachmittags durchgeführt werden. Die Kosten richten sich nach der jeweiligen Kurslänge und der aktuellen Kostensatzung, fallen mit 1,90 bis 3,90 Euro pro Unterrichtsstunde im Normalfall aber sehr moderat aus.
Ort und Teilnehmerzahlen
In der Regel finden alle Vorträge und Kurse im Bürger-, Bildungs- und Freizeitzentrum statt. Während bei den Kursen eine maximale Teilnehmerzahl von 20 Personen angestrebt wird, ist bei Vorträgen hier die räumliche Grenze jedoch bei 50 Teilnehmern gesetzt. Sollte sich andeuten, dass diese überschritten wird, sind daher auch „Gastspiele“ bei den Partnern des Seniorencampus, wie dem Theater oder der Landesbücherei, möglich.
Regelmäßige Erweiterung und Aktualisierung
Zukünftig will sich der Seniorencampus inhaltlich weiterentwickeln, zusätzliche Kooperationspartner dazugewinnen und neue spannende Themen bieten. Denn das Potenzial, aus dem Campus ein dauerhaftes Bildungsangebot der Volkshochschule für ältere Menschen zu machen, ist vorhanden. Da ist sich Dr. Lundershausen sicher: „Die Teilnehmer sind vielfach keine „alten Leute“, sondern geistig Aktive, die sich durch interessante Bildungsthemen angesprochen fühlen. Diesen Anspruch aufrecht zu erhalten, wird Aufgabe der Volkshochschule für die kommenden Semester sein. Dann könnte aus dem Seniorencampus ein nachhaltiger Bestandteil der Dessau-Roßlauer Bildungslandschaft werden, der sich einem wachsenden Zuspruch erfreut.“
Mehr Infos zu den Vorträgen und Kursen finden Sie unter www.vhs-dessau-rosslau.de