Ruhestätten nach Wahl - Interview mit J. Killyen (Ev. Landeskirche Anhalts)

Der Tod gehört zum Leben. Das klingt natürlich leicht dahingesagt und macht die Situation für die Angehörigen von Verstorbenen nicht einfacher, ist aber dennoch unabänderlicher Teil unserer Existenz. Trotzdem verdrängen die meisten von uns Gedanken an den Tod und das Sterben im Alltag, so lange es geht. Im Trauerfall stellt das die Hinterbliebenen in einer ohnehin schweren Zeit aber unter Umständen vor noch größere Herausforderungen. Denn inzwischen gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie und wo ein Verstorbener seine letzte Ruhestätte finden kann. Auch dieser Aspekt eines selbstbestimmten Lebens sollte daher rechtzeitig bedacht und geregelt werden.

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Über viele Jahrhunderte erfolgte die Bestattung Verstorbener im christlichen Abendland fast ausschließlich auf dem sogenannten „Gottesacker“, in geweihtem Boden in unmittelbarer Nachbarschaft von Kirchengebäuden. Mit der Reformation wurden diese „Kirchhöfe“ zunehmend außerhalb der Ortskerne angelegt, im Zuge der Aufklärung immer häufiger in städtischer Trägerschaft. Aus Kirchhöfen wurden Friedhöfe – Orte, an denen Menschen ihren Frieden und ihre letzte Ruhe finden können.

Für Personen christlichen Glaubens hat die kirchliche Beerdigung allerdings nicht an Bedeutung verloren. Rund 20 Prozent der Bevölkerung Sachsen-Anhalts gehören einer Religionsgemeinschaft an. Der größte Teil von ihnen der evangelischen Kirche, auch wenn selbstverständlich alle Glaubensgemeinschaften ihre eigenen Bestattungsriten und -traditionen haben. Stellvertretend sprach LEO Familie mit Johannes Killyen, Sprecher der Evangelischen Landeskirche Anhalts.

Herr Killyen, wer entscheidet, wie ein verstorbener Angehöriger bestattet wird?
Johannes Killyen: Oft äußern Menschen Wünsche hinsichtlich ihrer Beerdigung. Diese Wünsche sollten nach Möglichkeit auch respektiert werden. Wenn die Bestattungsform, zum Beispiel eine kirchliche Bestattung, im Testament erwähnt ist, müssen Sie sich als Angehörige daran halten. Wenn keine Wünsche geäußert wurden, entscheiden die nächsten Verwandten. Sprechen Sie mit der Pfarrerin, dem Pfarrer oder dem Bestatter bzw. der Bestatterin hinsichtlich der verschiedenen Möglichkeiten der Bestattung.

Kann jemand, der nicht in der Kirche war, kirchlich beerdigt werden?
Killyen: Wer aus der Kirche austritt, erklärt damit, dass er auf eine kirchliche Trauerfeier verzichtet. Stattdessen kann ein Redner eine Trauerfeier durchführen. Die Kosten für den Redner müssen Sie selbst bezahlen, und die Bestattung gilt dann nicht als kirchliche Bestattung. Wenn Sie als Angehörige Trost suchen, können Sie sich selbstverständlich an Ihren Pfarrer/Ihre Pfarrerin wenden.

Gibt es eine ökumenische Bestattung?
Killyen: Nein. Eine Bestattung erfolgt in der Regel in der eigenen Konfession. Ausnahmen müssen mit dem zuständigen Pfarramt abgesprochen werden.

Was ist eine Aussegnung?
Killyen: Nach der alten Tradition wurde von dem Verstorbenen im Haus Abschied genommen. Das Bestattungsgesetz in Sachsen-Anhalt erlaubt es, dass Verstorbene bis zu 36 Stunden im häuslichen Umfeld belassen werden. In vielen Dörfern gibt es diese Tradition der Aussegnung des Verstorbenen im Wohnhaus noch immer. Fragen Sie in Ihrer Gemeinde um Rat und äußern Sie Ihre Wünsche.

Kann ich auf einem Friedhof meiner Wahl bestattet werden?
Killyen: Mit der Kirche gibt es dabei keine Probleme. Es liegt eher an den Ordnungen der örtlichen Friedhofsverwaltungen, ob sie eine Bestattung Auswärtiger zulässt.

Was kostet eine Beerdigung?
Killyen: Neben den Kosten für Sarg, Grab und Kränze können noch Gebühren für die Nutzung der Friedhofskapelle oder Kirche und die Inanspruchnahme des Organisten oder der Organistin hinzukommen.

Muss bei einer Trauerfeier unbedingt gesungen werden?
Killyen: Natürlich kann man auf Lieder bei der Trauerfeier verzichten. Aber bedenken Sie, der Gesang kann hilfreich sein und Ihnen in Ihrem Schmerz Trost spenden. Auch wenn Sie selbst nicht singen wollen oder können, gibt es meist Menschen im Trauergottesdienst, die mitsingen. Eine Alternative ist, neben dem Gesang ein oder zwei Instrumentalstücke spielen zu lassen.

Die traditionellste Form der Bestattung, über alle Konfessionen hinweg, ist in Deutschland das Erd- oder Urnengrab . Die Verstorbenen werden also entweder in einem Sarg beerdigt oder zuvor in einem Krematorium eingeäschert und in einer Urne beigesetzt. Die sogenannte Bestattungspflicht liegt bei den Ehe- bzw. Lebenspartnern des Verschiedenen, auch die Kinder, Eltern und Geschwister sind bestattungspflichtig. Während es beispielsweise in den USA oder der Schweiz weit verbreitet ist, die Urne des oder der Liebsten mit nach Hause zu nehmen, herrscht in Deutschland Friedhofszwang. Die Asche eines Verstorbenen muss also auf einem Friedhof beigesetzt werden. Mit wenigen Ausnahmen: Seebestattungen oder auch eine Waldbestattung – wie im „FriedWald Dessau-Wörlitz“ – sind inzwischen erlaubt .

Die etablierte Vorstellung von der aufwändig mit Blumenschmuck versehenen und einem prächtigen Grabstein geschmückten Grabstätte hat sich in den vergangenen Jahrzehnten jedoch stark gewandelt. Die Trauerkultur hat sich verändert, das Grab als physischer Ort der Trauer und des Gedenkens für viele Menschen an Bedeutung verloren . In einer immer älter werdenden Gesellschaft ist auch der hohe Pflegeaufwand einer Grabstelle für diesen Wandel verantwortlich, ebenso wie die Kosten , die mit einer traditionellen Bestattung verbunden sind.

Der steigenden Nachfrage nach pflegearmen und pflegelosen Grabstellen kommt daher auch das Friedhofswesen Dessau-Roßlau nach, das insgesamt 14 kommunale Friedhöfe in der Doppelstadt betreut. „Große Akzeptanz erfährt die Urnengemeinschaftsanlage auf dem Zentralfriedhof Dessau. Hier sind Beisetzungen mit und ohne Namensnennung möglich. Da es sich hier um eine Gemeinschaftsanlage handelt, wird das Fehlen individueller Kennzeichnungen und Möglichkeiten oft unterschätzt“, so die Friedhofsverwaltung Dessau-Roßlau. Angehörige sollten sich also des Risikos bewusst sein, dass die exakte Stelle, an der die Urne beigesetzt wurde, später eventuell nicht mehr zu ermitteln ist. Nicht immer wird darauf aber auch Wert gelegt. Ungebrochen groß ist daher auch die Nachfrage nach dem anonymen Eichengrabfeld , das als Grabanlage auf dem Zentralfriedhof, dem Friedhof in Kleutsch und auf dem Friedhof III angeboten wird. Die Urnen werden dort in eine große Wiese mit altem Eichenbestand eingelassen. Hier gibt es zwar keinerlei Kennzeichnung, auf einer Ablagefläche können aber Blumenschmuck und Gestecke abgelegt werden.

Wer seine Hinterbliebenen nicht mit der Grabpflege belasten will, aber eine Erdbestattung bevorzugt, kann sich für ein Grab im Rasen entscheiden. Die Grabanlagen werden gekennzeichnet, so dass auf der Grundplatte auch Blumenschalen oder ein Gesteck abgelegt werden können. Auf den kleineren kommunalen Friedhöfen gibt es hierfür Zweier-Grabstellen im Rasen.

Über weitere Möglichkeiten – ob kirchlicher, kommunaler oder über die Stadtgrenzen hinausgehender Natur – informiert jederzeit auch das Bestattungsunternehmen Ihres Vertrauens. Denn auch dieses sollte, wenn die Chance dazu besteht, schon vor dem Eintreten des Unvermeidlichen gesucht und ausgewählt werden. Wie bei jeder Dienstleistung gibt es Qualitäts- und Preisunterschiede – und es ist weder unmoralisch noch pietätlos, auch beim Thema Bestattung nach dem besten Angebot zu suchen. In der Trauerphase sind viele Angehörige damit jedoch schlicht überfordert, fühlen sich unter Zeitdruck gesetzt oder ringen um klare Gedanken.

Wer vorher auch diesen Punkt bereits regelt und in die Wege leitet, macht seinen Hinterbliebenen den Abschied sicherlich nicht leichter. Aber er sorgt dafür, dass auch nach dem Ableben alles nach dem eigenen Wunsch und Willen geschieht und dass der Familie ausreichend Kraft bleibt, um sich ganz auf die Erinnerung an einen geliebten Menschen zu konzentrieren. Denn die ist letztendlich alles, was zählt, ganz unabhängig von der Form der Bestattung.

Hier geht es zur Website der Ev. Landeskirche Anhalts: www.landeskirche-anhalts.de